Katholische Soziallehre

Landespräses Franz Schollerer zu "130 Jahre Rerum Novarum"

130 Jahre „Rerum Novarum“, Erinnerung und Würdigung

Am 15. Mai 1891 veröffentlichte Papst Leo XIII. die Enzyklika „Über die neuen Dinge“ als seine Antwort und die Antwort der Kirche auf die Herausforderungen Ende des 19. Jahrhunderts -auch angesichts des „Skandals, dass die Kirche die Arbeiterschaft verloren habe“.

Der erste Teil ist meine Erinnerung an einen Vortrag von P. Johannes Schasching SJ aus dem Jahr 1991, den ich überschreibe mit:

Den Versuchungen widerstanden.

P. Schasching, der Nestor der Katholischen Soziallehre in Österreich, der wohl als erster zur Entstehungsgeschichte von Rerum Novarum in den Vatikanischen Archiven forschen durfte, bezog sich auf handschriftliche Anmerkungen Papst Leos XIII. bei den Abfassungen der Enzyklika und spricht von „Versuchungen“, denen Papst Leo ausgesetzt war.

Zwei Versuchungen waren, den Kapitalismus und den Markt energisch zu zähmen, nämlich das Zinsverbot des Mittelalters wieder einzuführen und damit dem ausufernden Kapitalismus des 19. Jahrhunderts die Grundlage zu entziehen.

Und, laut P. Schasching, die Akkumulation von Kapital zu verhindern und für christliche Unternehmen das Modell von Genossenschaften zu verordnen, also Eigentum und Kapital auf viele zu verteilen.

Eine weitere Versuchung, der Papst Leo Gottseidank nicht erlegen ist, war, die Arbeiterschaft als einen eigenen Stand zu erklären neben Klerus, Adel Bürgerschaft, Handwerker und Bauern: einerseits eine Aufwertung des sogenannten Proletariats, anderseits eine gottgewollte, zementierte Festschreibung der Verhältnisse.

Die Versuchung war, alte Antworten auf das Neue zu geben.

Papst Leo fand neue. Unter anderen:

• Er betont die notwendige (!) Vereinigung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und der christlichen Arbeitervereine (Koalitionsfreiheit)

• Er fordert den „gerechten Lohn“ als „allerwichtigste Pflicht der Arbeitgeber“ und verurteilt den Verstoß dagegen als „großes Verbrechen, das um Rache zum Himmel schreit“ (RN 17)

• Er spricht sich für eine staatliche Sozialpolitik aus, das „Gemeinwohl zu hüten und zu fördern“ (Staatsintervention, RN 28)

14. Mai 2021, Franz Schollerer, Landespräses

Katholische Soziallehre - Sozialethische Orientierung für unsere Arbeit in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung

Angesichts der großen Umwälzungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitswelt während der letzten Jahrzehnte wird in gesellschaftspolitischen Kreisen immer wieder eine Wertedebatte angemahnt – ohne aber deutlich zu machen, welche konkreten Grundwerte gemeint sind. Gleichzeitig werden in der Tagespolitik weitrechende Entscheidungen getroffen, die jede Spur von Wertebewusstsein vermissen lassen,

Die Grundwerte, die eine Gesellschaft zusammenhalten und Grundlagen für eine am Menschen orientierte Politik bieten, sind für uns in der Katholischen Soziallehre (KSL) enthalten – einer Lehre, die im Lauf von über 120 Jahren immer wieder vertieft und fortentwickelt wurde. Sie ist die Antwort der Kirche auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen der jeweiligen Zeit – vor allem auf die heutigen existenziellen Nöte der Menschen und Völker.
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